Heute möchte ich euch an einem etwas anderen Erfahrungsbericht teilhaben lassen – in der Stille
Nach langer Zeit durfte ich heute wieder in der Wohnstätte Herrn E. besuchen. Die Mitarbeiterin bat mich, dass ich heute genügend Zeit bei ihm verbringe. Denn er war schon seit Monaten nicht mehr zur Fördereinheit mit dem Hund gewesen. Eine Einheit in der Stille.
Herr E. ist Taubblind und bei den früheren Fördereinheiten viel es mir nicht immer leicht, den richtigen Anhaltspunkt zu finden. Doch dieses Mal war irgendwie alles anders. Ich hatte mir vor ein paar Wochen neues Therapiematerial bei TiLo Plus – Hundgestütztes Therapiematerial herstellen lassen. Somit wusste ich, dass dieses Therapiematerial genau das Richtige für Herrn E. ist. Da er sehr geschickt ist und Sachen die man ihm vormacht innerhalb kürzester Zeit nachmachen kann – kam der Fädelhund zum Einsatz. Gemeinsam mit der Führung von meiner Hand wurden die ersten zwei Löcher gemeistert und seht selbst wie es weiter ging:
Nach der Einheit erzählte ich dem Mitarbeiter von diesem speziellen Moment in der Fördereinheit und wie beeindruckt ich durch diese schnelle Auffassung von Herrn E. war.
Auf dem Weg nach Hause beschäftigte mich dieses Thema sehr intensiv. Denn es taten sich viele Fragen auf. Welche Verbindung zur Außenwelt haben Taubblinde Menschen die ohne Hör- und Sehkraft leben? Kann ein Tier hierbei als Brückenobjekt dienen um eine Kontaktaufnahme zu erleichtern oder überhaupt zu ermögliche?
Helene Keller eine bekannte amerikanische Schriftstellerin die selbst Taubblind war sagte dazu in ihrem Buch „Die Geschichte meines Lebens“:
„Meine Hand ist für mich, was für dich Hören und Sehen zusammen sind. Die Hand ist mein Fühler, den ich durch Vereinsamung und Dunkelheit hindurchstrecke und womit ich jede Lust, jede Tätigkeit ergreife, denen meine Finger begegnen.“
Wie fühlen sich solche Menschen die nicht hören und sprechen können? Dazu schrieb sie: „Das Unglück, blind zu sein, ist unermesslich, aber es beraubt uns nicht unseres Anteils an den Dingen, auf die es ankommt: an Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Humor, Phantasie, Weisheit.
Genau diese Aussagen haben sich heute in dieser Einheit für mich wiedergespiegelt. Die Dankbarkeit, etwas Erleben, Spüren, Erfahren zu können konnte ich Herrn E. ansehen.
In meiner Arbeit lerne ich die unterschiedlichsten Menschen kennen und doch verbindet sie alle etwas. Es ist die Dankbarkeit für genau diesen Augenblick, den wir gemeinsam mit meinen Helfenden Pfötchen erleben.