Tiergestützte Förderung bei Selektiven Mutismus
Vor nicht allzulanger Zeit hatten wir unser erstes kennenlernen bei F. und seiner Mutter. Bereits bei unserem ersten Treffen erzählte mir die Mutter welche Schwierigkeiten ihr Sohn gerade durchmacht und dass es aufgrund seines selektiven Mutismus immer wieder zu Problemen vorallem in der Schule kommt.
Damit ich euch besser an meinem Erfahrungsbericht teilhaben lassen kann möchte ich euch mitteilen was die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Thema Selektiven Mutismus sagt: „der (s)elektive Mutismus wird als deutlich emotional bedingte Selektivität des Sprechens beschrieben, in dem das Kind in bestimmten Situationen spricht und in anderen, genau definierten Situationen, wiederum nicht. Dabei können beim Kind üblicherweise auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Sozialangst, Rückzug, besondere Empfindsamkeit oder Widerstand gefunden werden“ (www.intakt.info)
Nachdem ich mich die letzten Tage auf die Fördereinheit mit F. vorbereitet hatte bekam ich gestern vormittag eine Benachrichtung von seiner Mutter, dass es F. zur Zeit alles andere als gut geht und sich ein Problem nach dem anderen auftut. Dabei schilderte sie mir auch, dass F. gerade niemanden an sich heran lässt und sich total verschlossen hat. Vorallem in der Schule haben sich die Probleme in der letzten Zeit immer weiter zugespitzt. Leider wurden dieser engagierten Mutter in der letzten Zeit immer wieder Steine in den Weg gelehnt was Hilfe und Unterstützung angeht. Erst jetzt nach dem alle Lichter auf Rot stehen kommt langsam was ins Rollen.
Da mich die Mutter über den aktuellen Stand informiert hatte. Musste ich alle Pläne beiseite legen, denn jetzt lag es einfach nur daran, F. aufzufangen und ihm Halt und Sicherheit zu geben. Dort angekommen war ich sichtlich erstaunt, dass F. Fini und mich mit einem Lächeln begrüßte. Als ich ihm die Frage stellte ob er lieber mit uns etwas drinnen machen möchte oder raus an die frische Luft möchte, musste er nicht lange überlegen und wir zogen uns die Jacken an und gingen in den Wald. Gleich von Anfang an, durfte er Fini an der Leine führen und ich hatte das Gefühl er wuchs gleich 2 Köpfe über sich hinaus. Ein gut gelaunter Junge der sich innerhalb von kürzester Zeit öffnete. Nachdem er mit Fini sitz und plat geübt hatte. Gingen wir in den „tiefen“ Wald um nach einem Stock zu suchen. Während meiner ganzen Anwesenheit erzählte mir F. immer mal wieder ein paar Worte und zeigte Fini was ein „guter“ und was ein „schlechter“ Stock ist.
Als wir uns wieder Richtung nach Hause machten, began F. von sich aus über das Thema Schule zu sprechen (was ansonsten ein Tabu Thema für ihn ist). Fini wollte ein Spielzeug von ihm berühren und ich sagte zu Fini „Nein“. Daraufhin meinte F.: „Das ist so wie in der Schule wenn die anderen zu mir sagen, dass ich jemanden ärgern soll, das möchte ich nicht.“
Die Zeit bei F. verging wie im Flug. Während ich noch ein Gespräch mit seiner Mutter führte, spielte er gemeinsam in der Wohnung mit Fini. Dabei hatte ich das Gefühl ein 7-jähriger Junge spielt mit Fini. Ich hoffe, dass wir F. einfach ein paar unbeschwerte Momente schenken konnten und wünschen uns, dass er ein bisschen Kraft tanken konnten.
Nächste Woche sind wir wieder bei ihm im Einsatz. Unser Ziel ist es ihm in seinem Selbstvertrauen zu stärken und ihm Mut zu machen, welcher besonder Junge er ist.
Ich bin mir darüber bewusst, dass Fini gestern Brückenobjekt in diesem Einsatz war und mir die Türen geöffnet hat, wo gerade kein Mensch mehr die Möglichkeit bekommt anzuklopfen. Ich bin froh und dankbar, einen solchen tierischen Begleiter an meiner Seite zu haben.