Was ist tiergestützte Pädagogik?
Wie bereits im Abschnitt der tiergestützten Intervention beschrieben, versteht man unter der tiergestützten Pädagogik (auch als TGP bezeichnet), den Einsatz am Klienten mit Tier unter einem definierten pädagogischen Ziel, welches ausschließlich von ausgebildeten Pädagogen ausgeführt werden darf, wie beispielsweise Erzieher, Pädagogen für Regel- und Förderschulen, Sozialpädagogen, Behindertenpädagogen, sowie Erlebnis- und Heilpädagogen. Grundlage der TGP – Arbeit bilden pädagogische Methoden.
Die eingesetzten Tiere gehören in der Regel dem Anbietenden selbst, einem Trainer oder in seltenen Fällen auch einer Organisation, wie es z.B. bei Pferden der Fall sein kann. Der Einsatz des Tieres findet unter Leitung oder in enger Kooperation mit der pädagogischen Fachkraft statt. Das jeweilige Tier ist dabei entweder in speziellen Sitzungen bei einer Einzelförderung unterstützend eingebunden oder in ein ganzheitliches pädagogisches Konzept integriert.
Tiergestützte Pädagogik – Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?
Nachdem in den letzten Jahren das Interesse an tiergestützten Interventionen in Schulen zugenommen hat, wurde es notwendig, dass sich die zuständigen kultusministeriellen Gremien mit der Tierhaltung in Schulen befassen. In den Rahmenrichtlinien für die Grundschule bezogen auf den Sachunterricht wird die Haltung von kleinen Säugetieren mehrfach empfohlen, mit der Begründung, dass die Kinder lernen sollen mit ihnen umzugehen, sie artgerecht zu pflegen und zu beobachten. Nach KLIMKE ( 2002, 76) nutzen zunehmen mehr Lehrer die positiven und förderlichen Effekte von Tieren im Klassenzimmer. In einer Ganztagsschule in Würzburg wurden über einen Zeitraum von 4 Jahren in einer Klasse Meerschweinchen und Kaninchen gehalten. Die Lehrerin berichtet, dass die Kinder im Zusammenhang mit den Tieren Dinge lernten, die sie sonst eher unwillig aufnehmen, z.B. Rücksichtnahme, Toleranz und Sensibilität für die Eigenarten und Bedürfnisse anderer Lebewesen.
Besonders für Menschen mit Behinderung, verhaltensauffälligen oder sogar traumatisierten Kindern/Jugendlichen ist tiergestützte Pädagogik als eine große Chance zu sehen, da sie mittels tiergestützter Pädagogik erfahren, dass sie vorurteilsfrei wertgeschätzt und angenommen werden. Sie erleben sich unmittelbar selbstwirksam, wodurch ihr Verhalten positiv beeinflusst und ihr Selbstvertrauen gestärkt werden können.
Auch zur Leseförderung werden vermehrt Hunde eingesetzt, besonders bei Kindern mit einer Leseschwäche, da der Hund als stiller Zuhörer und Motivator dient und nicht als Kritiker daherkommt. Allein die Anwesenheit des Hundes erzeugt eine beruhigende Atmosphäre, in welcher die Kinder ihre Angst verlieren sich zu blamieren und sogar Freude an der Kommunikation finden. Diese positiven Empfindungen werden an das Lesen und Sprechen gekoppelt, wodurch es möglich wird die Motivation und Kompetenzen der Kinder zu fördern.
Studien der Professorin und Fachärztin für Kinder – und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie Christine Ettrich bestätigen, dass tiergestützte Pädagogik bei Schülern mit ADS/ADHS vielversprechende und auch weiterhin ausbaufähige Wirkungen erzielen konnten. Die Schüler konnten mittels ihres durchgeführten tiergestützten Konzentrationstrainings Aufgaben besser strukturieren und sich zunehmend selbst anleiten, sowie erlernte Techniken erfolgreich in den Schulkontext übertragen. Die Eltern der Studienteilnehmer berichteten, dass das Training viel positive Kommunikation zu Hause rund um das Thema Hund ermöglichte – ein Phänomen, dass gerade in der Behandlung ADS/ADHS – Kindern nicht zu unterschätzen ist, deren familiäre Interaktion oft von zahlreichen Konflikten belastet sind.
Auch Kinder mit Autismus haben mehr Interesse an sozialen Kontakten als häufig angenommen wird. Vor die Wahl gestellt, ob sie sich mit einem Menschen, einem Therapiehund oder einem Spielzeug beschäftigen möchten, wählten sie am häufigsten den Hund.
Welches Tier / welcher Hund ist für die tiergestützte Pädagogik geeignet?
Bei der Wahl des Tieres ist es wichtig, folgende Punkte zu berücksichtigen und sie mit dem zukünftigen Arbeitsfeld sowie den Arbeitsmethoden anzugleichen:
- Wesensart → Akzeptiert das Tier lieber eine Begegnung mit einem einzelnen Klienten oder ist es auch in einer größeren Gruppe gut einsetzbar?
- Temperament→ Entspricht das Wesen des Tieres z.B. der Bewegungsdynamik beim Einsatz der tiergestützten Pädagogik?
- Körpergröße → Entspricht die Körpergröße dem TGI – Einsatz in der Zielgruppe? Kleintiere sind beispielsweise weniger gut einsetzbar bei mobil unsicheren Menschen. Großtiere eignen sich mitunter gut für Förderziele zur Klärung sozialer und kommunikativer Talente.
- Fellqualität → Ist das Haarkleid / Fell des Tieres unter Berücksichtigung von Haptik, Ekel, besondere Hygieneanforderungen, Allergien geeignet?
- Fellfarbe → Ist die Fellfarbe gut sichtbar für die Zielgruppe?
- Kommunikationsebene und – Dynamik → Ist das Erkennen von lautlichen, aber auch nonverbalen Signalen des Tieres für den Klientenkreis in dem tiergestützte Pädagogik durchgeführt werden soll möglich? (z.B. eingeschränktes Blickfeld vom Rollstuhl bzw. Bett, zu schnelle Tierbewegungen bei eingeschränkter Motorik und Wahrnehmung nicht erfassbar)
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