Tiergestützte Intervention

Was ist tiergestützte Intervention?

Der Einsatz von Tieren in unterschiedlichen sozialen, pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern ist in vielen Ländern, weit voran die Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch in Österreich und der Schweiz, seit vielen Jahren gängige Praxis. Schon lange ist bekannt, dass Tiere auf uns Menschen eine heilsame Wirkung haben, ganz besonders auch auf Menschen mit Störungen sowie Beeinträchtigungen. In den letzten Jahren findet die tiergestützte Intervention auch in Deutschland mehr und mehr Beachtung, u.a. auch im Bundesland Sachsen und im Raum Dresden.

 

Definition Tiergestützte Intervention

Tiergestützte Intervention ist der Oberbegriff für alle professionell durchgeführten Einsätze, in denen Tiere als Medium zur Anbahnung, bzw. zur Erzielung bestimmter positiver Effekte zum Einsatz kommen. Um Tiere im Sinne von tiergestützter Intervention einzusetzen, bedarf es fundierter Konzepte, nach denen in systematischen Schritten, bezogen auf bestimmte Ziele, vorgegangen wird. Ein Konzept der Tiergestützten Intervention kann wie folgt aussehen: Die Durchführung verlangt wie andere Interventionsformen auch, spezifisch qualifizierte Personen, welche sowohl bezogen auf den Menschen und seine Entwicklung, Persönlichkeit, aktuelle Lebenssituation und Bedürfnisse, als auch bezogen auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Tieres, Fachkompetenzen im Sinne von Fachwissen, Erfahrung und Handlungsfähigkeit besitzen. Es geht eben nicht darum, ein Kind auf ein Pferd zu setzen oder einen Hund in einer pädagogischen Situation zu nutzen, um dies dann als Therapie zu bezeichnen.

Tiergestützte Intervention bezeichnet ein weitgefasstes Gebiet von möglichen Maßnahmen, unter Einbezug unterschiedlicher Tierarten. Die tiergestützte Intervention am Bauernhof ist genauso zielführend wie der Einsatz mit Hunden als tiergestützte Intervention in sozialen Einrichtungen. Des Weiteren findet die tiergestützte Intervention bei Demenzerkranken Menschen Zuspruch.  Dabei muss berücksichtig werden, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Einsatzformen häufig fließend sind, sich quasi Überschneidungsbereiche ergeben. Auch muss das Gebiet der tiergestützten Intervention sowohl in der Wissenschaft, als auch der Praxis interdisziplinär betrachtet werden. Neben Ärzten, Pädagogen, Therapeuten, Sonderpädagogen und Sozialarbeitern, betrifft es auch Tierärzte, Tierausbilder, Ethologen und Zoologen. Grundlage für alle Formen tiergestützter Intervention ist die Mensch – Tier – Beziehung. Sie soll nutzbar gemacht werden, um für den Menschen hilfreiche, förderliche Effekte zu erzielen.       

Es besteht ein vielfältiges Weiterbildungsangebot zur tiergestützten Intervention in deutschsprachigen Ländern mit unterschiedlicher Qualität.  

Tiergestützte Intervention umfasst folgende vier Bereiche:

Die TGT wird ausschließlich von ausgebildeten Therapeuten ausgeführt, wie beispielsweise Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden,  Psychotherapeuten, Sozialtherapeuten oder Humanmedizinern, welche sich in der tiergestützten Intervention weitergebildet haben. Grundlage der TGT – Arbeit bilden therapeutische Methoden.

Die TGP wird ausschließlich von ausgebildeten Pädagogen wie beispielsweise Erziehern, Sozialpädagogen, Behindertenpädagogen und Heilpädagogen, welche sie in tiergestützter Intervention weitergebildet haben, ausgeführt. Grundlage der TGP – Arbeit bilden pädagogische Methoden.

Die TGF wiederum kann unabhängig von einem therapeutischen oder pädagogischen Beruf, wie beispielsweise Landwirten, Biologen oder auch Sozialarbeitern, durchgeführt werden, welche sich in tiergestützter Intervention weitergebildet haben. Im Vordergrund der TGF steht die zielgruppenspezifische Förderung mit definierten Förderzielen wie beispielsweise Motivierung, soziale Aktivierung oder Anregung der Kommunikation.

Auch die TGA kann unabhängig von einem therapeutischen oder pädagogischen Beruf durchgeführt werden. TGA – Anbieter sind beispielsweise Sozialarbeiter oder Biologen, welche sich in der tiergestützten Intervention weitergebildet haben. Im Vordergrund steht hier eine gemeinsam mit dem Tier ausgeführte Aktivität, welche jedoch keine konkreten und ausformulierten Förderziele verfolgt. Hier sind die Freude am Umgang mit Tieren und deren Wohlergehen grundlegende Inhalte.

Tiergestützte Intervention ist vielfältig und umfasst folgende Einsatzbereiche:

  • in der Kinder – und Jugendzielgruppe:
  • Frühförderung
  • Kindergärten
  • Regel- sowie Förderschulen
  • Sozial- und Freizeitprojekte
  • Heilpädagogische Wohngruppen
  • im Erwachsenenbereich:
  • Förderung zur Ressourcensicherung
  • Förderung der Wiederentdeckung, bzw. Erweiterung des Erlebnisraumes Mensch – Tier – Natur
  • Förderung der psychosozialen und kommunikativen Fähigkeiten
  • Förderung von Menschen mit besonderem Förderbedarf wie bei körperlicher oder geistiger Behinderung
  • Arbeitstherapie und Sozialförderung im Strafvollzug

 

Welche Tierarten sind besonders gut im Rahmen der tiergestützten Intervention in Sachsen/Dresden einsetzbar?

Besonders gut lassen sich heimische Heim – und Nutztiere in die tiergestützte Intervention einbringen, da diese an die Region, das Klima sowie die Nahrung angepasst sind und artgemäß gehalten werden können. Außerdem können sie eine wichtige Brücke zu biografischen Erlebnissen bieten. Allerdings ist nicht allein die Tierart, sondern vielmehr das Tierindividuum und sein spezielles Wesen entscheidend.

Tiergestützte Intervention mit Hund

Keine andere Tierart ist dem Menschen derart eng verbunden und wird von diesem auf so vielfältige Art und Weise eingesetzt wie der Hund. Bei tiergestützter Intervention  mit Hund geht es in erster Linie um die sozialen Funktionen des Hundes in der Mensch – Hund – Beziehung. Eine Beziehung beinhaltet immer unterschiedliche Formen der Interaktion und Kommunikation. Der Mensch kann sich im Zusammensein mit dem Hund während einer Therapieeinheit seiner nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten wieder bewusst werden, indem er sich vom Hund angenommen und akzeptiert, vielleicht sogar verstanden und bestätigt fühlt. Ein zur tiergestützten Intervention zugelassener Hund hat im Umgang mit seinen Klienten gelernt, deren Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Stimme oder auch deren Eigengeruch, welcher sich mit Adrenalinausschüttung sogar nochmals ändert, zu deuten und einzuordnen. So entdeckt er instinktiv die jeweilige Stimmung und Verfassung seines Klienten. Diese natürlichen Fähigkeiten des Hundes, die Beziehung zum Menschen als wortloser, emotional zugewandter und authentischer Interaktionspartner zu gestalten, ist eine der wichtigsten und effektivsten Voraussetzungen, um Hunde auch zu therapeutischen Begleitern in tiergestützter Intervention zu befähigen.

Da der Hund auch wie wir Menschen ein einzigartiges und einmaliges Individuum ist und ebenso bestimmt Charakter – und Wesensmerkmale aufweist, liegt es in der Verantwortung des Menschen, sehr sorgfältig und mit bestem Fachwissen zu entscheiden, ob und in welcher Weise ein bestimmter Hund innerhalb tiergestützter Intervention eingesetzt werden kann. Bei dieser Entscheidung sollte der Hund jedoch nicht isoliert betrachtet und bewertet werden, sondern in Bezug

  • zum Klienten, welche als Empfänger vorgesehen sind
  • zum im Vorfeld erstellten Konzept
  • den darin enthaltenen Inventionen und Zielen, deren Erreichung durch den Einsatz des Hundes unterstützt werden soll